Ein Tonabnehmer für die Geige

Piezo-Tonabnehmer selbst gebaut

 

 

Bevor ich meine Erfahrung mit dem Selbstbau eines Piezo-Tonabnehmers schildere, folgen hier zunächst drei Ausschnitte aus einem Thread zu Shadow-Tonabnehmern für Kontrabass im GEBA-Forum die mich überhaupt erst auf das Thema gebracht haben:

„Vorausetzung [für den Selbstbau] sind keine "zwei linken Hände" und ein geübter Umgang mit dem Lötkolben. Man braucht ein oder besser direkt mehrere Piezo-Elemente (z.B. aus einem Elektrobauteile-Laden, "Piezo-Schallwandler" genannt), ca. 30 cm einadriges masseabgeschirmtes Kabel eine 6,3 mm Klinkenkupplung (mono), Plastikscheibenstück (defekte CD-Hülle) und eine Heissklebepistole.
"Heisse" Phase des dünnen Intrumentenkabels in die Mitte des Piezos löten, Masse auf den "goldenen" Rand, beides auf die obere Seite. Heisskleber drauf, Plastikstück drauf solange der Klebe noch warm ist, direkt das ganze in den Schlitz des Steges einschieben. Wenn das Ganze kalt ist, kann man es, wenn man möchte, kleinfeilen, kleinsägen, oder sonst wie auf eine schönere Form bringen. Vielleicht dann noch "schwarz bepinseln". - Verändert alles auch den Klang. - Ist das ganze Ding zu dünn geraten, kann man es mit Klebestreifen verdicken. Hier sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt (Verändert alles wieder den Klang). Am besten mehrere Dinger basteln und ausprobieren. - Die Dinger im Schlitz andersherum einstecken bringt wieder einen anderen Klang. Mal zwei einstecken. Mal nur einen unter der E-Saite (fetterer Sound). Mal unter der G-Saite (mittiger Sound) und so weiter und so fort. Übrigens: am anderen Ende des Kabels die Klinkenkupplung anlöten und mit Kabelbindern am Saitenhalter festmachen. Noch Fragen? - Ach ja, fast vergessen. Statt Heisskleber und Plastik geht auch Autospachtelmasse (Einschieben geht dann nicht). Nach Aushärtung feilt man das Ding auf die entsprechende Dicke.
Heißkleber und das Plastikstück auf der zweifarbigen Oberseite! - Wer es einfacher möchte und keine rückkopplungsfreie Lautstärke braucht, klebt das Element irgendwo auf. - Einfach ein bisschen rumprobieren - Für Rockabillys mit extremem Slap: das Ding unters Griffbrett kleben.“

(Autor dieser Ausschnitte ist Georg Brax.)

 

Kontrabass-Tonabnehmer

 

 

Und hier meine eigenen Erfahrungen mit dem Tonabnehmer-Selbstbau:

Ich habe zunächst nach dieser Anleitung einen Tonabnehmer für den Kontrabass gebaut – tut's prima (Fotos siehe rechts oben). Als nächstes habe ich einen TA für die Geige gebaut, Kosten ca. 2,50 Euro für Piezo, Kabel und Klinkenbuchse.
Um den TA auf der Geige anbringen zu können, habe ich auf die oben empfohlene Verstärkung mit Heißkleber und Plastikscheibe verzichtet und nur Lötstellen und Kabelansatz mit Heißkleber versiegelt. Der Piezo ist völlig flach und liegt ganz gut auf der Decke der Geige auf. Zur Erzeugung des nötigen Andrucks habe ich den Piezo einfach mit der („einfarbigen“) Unterseite zur Decke unter ein Stückchen Plastikschlauch zwischen Saitenhalter und Decke geklemmt.
Um es gleich zu sagen: Der TA hat keinen schlechten Klang. In den Höhen ist er etwas dünn, auf G- und D-Saite dann umso wuchtiger. Alle Anspielgeräusche werden natürlich stärker mit übertragen als bei einem Mikro. Zunächst hatte ich den Eindruck, dass der TA fast völlig rückkopplungsfrei ist, musste aber bald feststellen, dass er ganz kräftig pfeifen kann - wenn nämlich das Kabel in Kontakt mit der Decke kommt (aber das lässt sich ja leicht verhindern.)

Ich habe dann zwei Stücke (vorverstärkt mit einem Mic100 direkt auf Harddisk) eingespielt, um einen neutralen Eindruck (ohne den akustischen Sound der Geige) zu bekommen. Dabei habe ich dasselbe gemacht, was ich auch mit Mikroaufnahmen mache: leicht nach-equalisieren, Lautstärke anpassen und sparsam verhallen. Die Stücke sind hier zu finden und anzuhören.

Wenn man keinen Amp oder kein Aufnahmegerät mit hochohmigem Eingang hat, braucht der TA einen Vorverstärker. Den Mic100 von Behringer finde ich gut und für einen Röhren-Preamp günstig (45 Euro bei einem großen süddeutschen Musikhandel..). Der Verstärker sollte einen Equalizer und vielleicht einen Hall haben, um die genannten Schwächen nachbessern zu können.
Viel Spass beim Basteln!

Für größere Darstellungen des Geigen-Tonabnehmers ins Bild klicken!

 

 

Geigen-Tonabnehmer

 

 

 

 

© Jochen Schepers, 09-Sep-2011 · webmaster<at>spelman.de