Evert Åhs

1908 - 1971
Älvdalen
 

Der Lehrer, Volksmusiksammler, Heimatforscher und Fotograf Lars Åhs hatte sieben Söhne, denen er seine Liebe zur Volksmusik weitergab. Nicht alle blieben Zeit ihres Lebens in Älvdalen, aber alle wurden Spielleute und spielten die alten Stücke aus Älvdalen.
Evert Åhs war einer der jüngeren unter den Brüdern. Die meisten seiner Brüder ergriffen akademische Berufe und waren musikalisch gebildet, der älteste Gösta machte sogar das Kantorsexamen. Evert wurde Klempner. Als Spielmann und Vermittler einer genuinen Älvdalstradition aber wird ihm eine Sonderstellung eingeräumt. Er war selbst nicht notenkundig, konnte sich aber in dieser Hinsicht auf die Kenntnisse seiner älteren Spielpartner Lars Orre und Gereon Fält, sowie auf die Aufzeichnungen seines Vaters verlassen. Wie sein Vater fotografierte und sammelte er fleißig alles, was das Leben im alten Älvdalen betraf. Als einer der ersten bediente er sich dabei der modernen Technik und benutzte ein Tonbandgerät.
Seine Lehrer waren neben seinem Vater, Lars Åhs, Lars Orre und Gereon Fält sowie Tolv Manne und in Evertsberg Johan Petterson, die Lars-Brüder und Ekor Anders. Er beherrschte die verschiedenen Dialekte des Älvdalenspiels und spielte auch das Kuhhorn sowie die Spilopipa.

Ein moderner Spielmann
Wie Ekor Anders steht Evert Åhs als Spielmann schon mit einem Bein in der Moderne - er war als Erzähler wie als Musiker beliebt, hatte viele Auftritte, unter anderem auch im Radio und im Fernsehen. Wenn sein Vater Lars Åhs unter denen war, die von nationaler Begeisterung getragen den Grundstein des Volksmusikinteresses setzten, gehörte Evert Åhs zu einer neuen Generation von Spielleuten. Sie markierten den Übergang von der funktionalen Musik mit Tanz- oder Marschmusik zur heutigen Situation der Volksmusik mit oft eher konzertanter Atmosphäre und ohne feste funktionale Bindung an Fest und Feierlichkeit. Sie gewöhnten sich bereits daran, auf Bühnen und in Aufnahmestudios im Interesse der Medien zu stehen und Gagen für ihr Spiel zu kassieren, von denen ihre Spielmannsvorfahren nicht zu träumen gewagt hätten.

Polska efter ..., efter ..., efter ...
Am Beispiel von Evert Åhs läßt sich eine Beobachtung zur Form der Tradition besonders gut festmachen: Es finden sich kaum Melodien, die mit dem Hinweis 'efter Evert Åhs' überliefert werden.
Der Hinweis 'efter' vor dem Namen des überliefernden Spielmanns lässt offen, ob der Spielmann nicht auch Urheber der Melodie ist, eigentlich wird hier nur der Weg der Überlieferung beschrieben. Dieser Weg kann zuweilen so lang sein, dass er schon deshalb selten Erwähnung findet: Wenn zum Beispiel Kalle Almlöf eine Polska 'efter Ekor Anders' weitergibt, die jener aber von Pål Karl, der wiederum von seinem Vater Pål Per und der letztlich von Tommos Anders gelernt hat, ist das für den mäßig interessierten Zuhörer schon eine ziemliche Datenmenge. Dabei hatte nur Ekor Anders vergessen zu erwähnen, von wem er die Melodie hatte. Um auf Evert Åhs zurückzukommen, nahm dieser die Tradition eben anscheinend so wichtig, dass die Überlieferungswege seiner Stücke immer angab...

 

Vals efter Pål Karl - - (noten) · (mp3)
Nach Evert Åhs. Dieser Walzer ist auf der Caprice CD "Låtar från Orsa och Älvdalen" (Cap 21476) zu hören in einer Radio-Archivaufnahme von 1950. Evert Åhs gibt der Melodie im ersten Teil eine interessante Wendung, die so nur wenige Spielleute übernommen haben.


© Jochen Schepers, 08-Feb-2008 · webmaster<at>spelman.de