Der
Lehrer, Volksmusiksammler, Heimatforscher und Fotograf Lars
Åhs hatte sieben Söhne, denen er seine Liebe zur Volksmusik
weitergab. Nicht alle blieben Zeit ihres Lebens in Älvdalen, aber
alle wurden Spielleute und spielten die alten Stücke aus Älvdalen.
Evert Åhs war einer der jüngeren unter den Brüdern. Die
meisten seiner Brüder ergriffen akademische Berufe und waren musikalisch
gebildet, der älteste Gösta machte sogar das Kantorsexamen.
Evert wurde Klempner. Als Spielmann und Vermittler einer genuinen Älvdalstradition
aber wird ihm eine Sonderstellung eingeräumt. Er war selbst nicht
notenkundig, konnte sich aber in dieser Hinsicht auf die Kenntnisse seiner
älteren Spielpartner Lars Orre und Gereon Fält, sowie auf die
Aufzeichnungen seines Vaters verlassen. Wie sein Vater fotografierte und
sammelte er fleißig alles, was das Leben im alten Älvdalen
betraf. Als einer der ersten bediente er sich dabei der modernen Technik
und benutzte ein Tonbandgerät.
Seine Lehrer waren neben seinem Vater, Lars Åhs, Lars
Orre und Gereon Fält sowie Tolv Manne
und in Evertsberg Johan Petterson, die Lars-Brüder und Ekor
Anders. Er beherrschte die verschiedenen Dialekte des Älvdalenspiels
und spielte auch das Kuhhorn sowie die Spilopipa.
Ein moderner
Spielmann
Wie Ekor Anders steht Evert Åhs als Spielmann schon mit einem Bein
in der Moderne - er war als Erzähler wie als Musiker beliebt, hatte
viele Auftritte, unter anderem auch im Radio und im Fernsehen. Wenn sein
Vater Lars Åhs unter denen war, die von nationaler Begeisterung
getragen den Grundstein des Volksmusikinteresses setzten, gehörte
Evert Åhs zu einer neuen Generation von Spielleuten. Sie markierten
den Übergang von der funktionalen Musik mit Tanz- oder Marschmusik
zur heutigen Situation der Volksmusik mit oft eher konzertanter Atmosphäre
und ohne feste funktionale Bindung an Fest und Feierlichkeit. Sie gewöhnten
sich bereits daran, auf Bühnen und in Aufnahmestudios im Interesse
der Medien zu stehen und Gagen für ihr Spiel zu kassieren, von denen
ihre Spielmannsvorfahren nicht zu träumen gewagt hätten.
Polska
efter ..., efter ..., efter ...
Am Beispiel von Evert Åhs läßt sich eine Beobachtung
zur Form der Tradition besonders gut festmachen: Es finden sich kaum Melodien,
die mit dem Hinweis 'efter Evert Åhs' überliefert werden. Der
Hinweis 'efter' vor dem Namen des überliefernden Spielmanns lässt
offen, ob der Spielmann nicht auch Urheber der Melodie ist, eigentlich
wird hier nur der Weg der Überlieferung beschrieben. Dieser Weg kann
zuweilen so lang sein, dass er schon deshalb selten Erwähnung findet:
Wenn zum Beispiel Kalle Almlöf eine Polska 'efter Ekor Anders' weitergibt,
die jener aber von Pål Karl, der wiederum von seinem Vater Pål
Per und der letztlich von Tommos Anders gelernt hat, ist das für
den mäßig interessierten Zuhörer schon eine ziemliche
Datenmenge. Dabei hatte nur Ekor Anders vergessen zu erwähnen, von
wem er die Melodie hatte. Um auf Evert Åhs zurückzukommen,
nahm dieser die Tradition eben anscheinend so wichtig, dass die Überlieferungswege
seiner Stücke immer angab...
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